Institut für Fort-und Weiterbildung

Einfach Gott zur Sprache bringen

05.07.2016

Diözesankongress für Kinder- und Familiengottesdienste Mehr als 450 Teilnehmerinnen aus der ganzen Diözese Rottenburg-Stuttgart versammelten sich auf Einladung des Instituts für Fort-und Weiterbildung (IFW) am 2. Juli in Untermarchtal. Die fast ausschließlich von Frauen dominierten Gottesdienste für Kinder und Familien bilden in zahlreichen Kirchengemeinden das Fundament der Glaubensweitergabe. „Wie kann ich überhaupt von Gott sprechen?“ provozierte der Augsburger Religionspädagoge Prof. Dr. Langenhorst in seinem Impulsvortrag. In der vollbesetzten Vinzenzkirche machte er deutlich, dass ein angemessenes Sprechen von Gott eigentlich gar nicht möglich ist: „Wovon man nicht sprechen kann, muss man dichten, sich annähern und feiern“. Damit ermutigte er die anwesenden ehren- und hauptberuflich Aktiven, Kindern Geschichten von Gott so zu erzählen, wie Kinder sie brauchen und verstehen. Er nennt sie „runde Geschichten“, die neugierig machen und die Phantasie aktivieren. Er betonte, dass für Kinder diese Geschichten nicht rationalisiert oder erklärt werden brauchen.

In 20 Workshops, die sich auf dem gesamten Gelände der gastgebenden Vinzentinerinnen ausbreiteten ging es dann um konkrete Umsetzungen. Religiöse Wochenrituale für den Kindergarten, kirchenpädagogische Projekte für den Kirchenraum oder Anleitungen für Kinder, um sie zur Stille hinzuführen wurden vorgestellt, erprobt und für die eigene Praxis umgesetzt.

Inge Merk von der Erzählfigurenwerkstatt bringt Leben und Glauben mit Erzählfiguren ins Spiel. Die Freie Bildungsreferentin aus Biberach legt den Frauen in ihrem Arbeitskreis ans Herz, biblische Geschichten zu sich selber sprechen zu lassen: „Was brauche ich?“ ist ihre erste Frage. Mit den zahlreichen Figuren, die sie mitgebracht hat, können die Teilnehmerinnen Geschichten aus der Bibel darstellen. Es gibt aber auch Figuren aus der heutigen Zeit. So übersetzen die Figuren die Geschichte auf ganz einfache Weise. „Das schafft Identifikation und Resonanz“, sagt sie und ermuntert die Teilnehmerinnen zur Reduzierung auf den Kern der Botschaft, den sie selber in der Geschichte spüren. Indem sie Sprache und Bewegung trennen, langsam sprechen und die Geschichte in einzelnen Standbildern so weit als möglich selber sprechen lassen, entsteht eine intensive Erfahrung. Das geht den Erwachsenen so, und bei Kindern ist es mindestens genauso. 

In seiner Predigt im abschließenden Gottesdienst erinnerte Bischof Dr. Gebhard Fürst an die Freude, die uns erfüllt, wenn wir Kinder in die Mitte der Liturgie stellen. Dass Kinder Liturgie aktiv mitfeiern können, in Gesten und mit dem ganzen Körper ist ein ganzheitliches Erlebnis, das die katholische Liturgie als Tradition von jeher pflege.

Ulrike Mayer-Klaus, Referentin für Liturgie mit Kinder-und Familienpastoral organisiert und leitet die Tagung mit großer Umsicht. Selbst die ständigen Regenschauer bringen sie nicht aus der Ruhe. „Wer hierher zum Kongress kommt spürt: wir sind eingebunden in das größere Netzwerk in unserer Diözese. Die Menschen werden gesehen und erfahren Wertschätzung. Sie sagen: hier kriegen wir was.“

Der Familienkongress motiviert zum selbstbewussten und eigenständigen liturgischen Handeln in der Heimatgemeinde. Das ist gerade in Zeiten, in denen es vor Ort oft mühsam ist, doppelt wertvoll. Qualifizierung geschieht außerhalb des Kongresses in Basis-Qualifizierungskursen des IFWB und durch die Möglichkeit von abrufbaren Angeboten, die für Dekanate oder Seelsorgeeinheiten speziell dem Bedarf angepasst werden.