Institut für Fort-und Weiterbildung

Leadership auf dem Weg …

15.11.2016

Partizipative Leitung in großen Seelsorgeeinheiten E-Leadership buchstabiert aus, wie Jesus Leitung wahrnimmt – zumindest, wenn man sich an der Emmaus-Geschichte orientiert. Viele Gemeinden und Diözesen in Asien verstehen sich als eine Kirche, die auf dem Weg ist und sich fortlaufend verändert. Daher müssen sich auch diejenigen auf den Weg begeben, die in einer solchen Kirche Leitung übernehmen. Eine weltkirchliche und pastorale Fachtagung, die im Oktober auf der Liebfrauenhöhe in Ergenzingen stattfand, widmete sich der Frage, wie die Diözese Rottenburg-Stuttgart von den asiatischen Erfahrungen mit einer partizipativen Kirche in großen Pfarreien lernen kann.

Zu Gast waren VertreterInnen der Vereinigung der asiatischen Bischofskonferenzen, Dr. Estela Padilla, Aleli Gutierrez und Fr. Mark Lesage. Seit 1990 spricht die asiatische Kirche von einem „New way of beeing Church“: Den Pastoralansatz, der hinter den Kleinen Christlichen Gemeinschaften (KCG) steht, nennt sie “AsIPA – Asiatischer integraler Pastoralansatz”. Er wird in weiten Teilen Asiens als offizielles Instrument für die Förderung einer partizipativen Kirche genutzt.
Zentral dabei ist die Beteiligung der Getauften an der Gestaltung sowie der Leitung ihrer Gemeinden. E-Leadership gibt dabei mit vier E`s Hilfestellung: Entdecken – was treibt eigentlich die Menschen in meinen Gemeinden um? Engagieren – wie ermöglichen wir Begegnung mit Jesus? Empower – wie können Menschen ihre innere Kraft und ihre Leitungsfähigkeiten entdecken? Und schließlich: Entwicklen – wie motivieren wir Menschen, damit sie selber Agenten des Wandels in ihren Gemeinden werden? Estela Padilla bringt es auf den Punkt: „Any help, that doesn`t build up the inner resources of people, is creating dependency.“ Für Father Mark steht dahinter die zentrale Frage: Wie wird aus einer „Kirche der Dienstleistungen“ eine „Kirche der Beteiligung“?
Was also bringt E-Leadership für das diözesane Projekt „Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten. Lokale Kirchenentwicklung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart“? Dominik Weiß, Pastoralreferent in der Seelsorgeeinheit Baiersbronn/Seewald und als Pfarrbeauftragter mit der Gemeindeleitung beauftragt, meint: „Bisher war in der Diözese Leadership zu wenig Thema. Daher wurde Leitung aus der Not heraus rein funktional verstanden. Hier kam mir die Einsicht, dass Leitung ein spirituelles Geschehen ist.“ Dr. Christiane Bundschuh Schramm, Referentin in der Hauptabteilung Pastorale Konzeption, findet es wichtig, dass nicht alles vor Ort kleinteilig vorgegeben werden muss. Wichtig seien die großen Linien. Mit Blick auf E-Leadership sieht sie allerdings das Problem, dass in Deutschland religiöses und berufliches nicht nahtlos ineinander übergehen können – Leitung müsse auch Unangenehmes kommunizieren. Wolfgang Hermann wiederum, Leiter der Betriebsseelsorge, sieht sich bestärkt in seinem Leitungsverständnis. „In der Begleitung von Menschen in der Arbeitswelt kann man nur in Teams arbeiten. Leitung ist ein gemeinschaftliches Geschehen, bei dem man zuhört und mitgeht und – wenn man Glück hat – dabei Gott findet.“ Ein solches Verständnis von Leitung erfordere allerdings viel Empowerment, um in den Menschen die Lust auf Neues zu wecken. Es brauche eine gemeinsame Vision in der Diözese, damit sich die Menschen wirklich auf den Weg begeben.
Eine sehr inspirierende Tagung, die nicht zuletzt durch die hervorragende Moderation und Übersetzung von Prof. Dr. Simone Rappelt so gelungen ist.
Wolf-Gero Reichert